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Über den Handlungsraum

Der Raum als Möglichkeit zu Handeln

Jeder Arbeit geht das Schaffen eines Raums voran, der die Möglichkeit bietet, nach den Vorstellungen des Arbeitenden zu Handeln – die Arbeitsfläche, bzw. der Handlungsraum. Das Schaffen des geeigneten Handlungsraums ist ein Arbeitsschritt, der sowohl in der physischen Realität als auch im Geiste, also im mentalen Raum, durchgeführt wird. Grundvorraussetzung dafür ist das Bestehen einer Basis, auf der gearbeitet werden kann – der Freiraum.

Handlung schafft Veränderung

Die reflektierte Handlung unterscheidet den Mensch vom „ungefüllten“ Raum (Natur). Der Raum, in dem eine Handlung eingebettet ist, beeinflusst die Wirkung. Manche Bewegungsrichtungen zeigen mehr Widerstand als Andere. In einem Raum, der selbst in Bewegung ist, führt auch die Unterlassung einer Handlung zu einer Veränderung. Die bewusste Unterlassung ist also auch eine Handlung.

Der Kipp-Punkt

In der Reflexion eines Sachverhalts stellt sich an manchen Punkten ein Kipp-Moment zwischen Folgerungen ein. In Analogie zur Betrachtung der zweidimensionalen Abbildung des Schnittpunkts dreier Flächen, welche als Vertiefung („Winkel“) oder Erhöhung („Ecke/Kante“) wahrgenommen werden kann. Diese multistabile Wahrnehmung, welche das Potential zur veränderung der Wahrnehmung bietet, erweitert den Gedankenraum, wodurch wieder die Möglichkeit zu Handeln erweitert wird.

Aussen- und Innenraum

In der Ausstellung „equal attention“ hat A.Roshe die Räumlichkeiten des Kooio zu seinem Frei- und Arbeitsraum erklärt, in dem er für eine Woche seinen Lebensmittelpunkt in den Raum verlegte. In dieser Zeit vollzog der Raum eine Metamorphose von einem Raum für Kunst zu einem „Kunstraum“ bzw. Kunstwerk an sich. Als Remineszenz an diese Zeit wird nun der „Abdruck“ des Innenraums als Objekt in den Innenhof des KG21 transferiert. Das Aufstellen des Raums an einem anderen Ort ist auch als Aussage über die Notwendigkeit des Künstlers zu verstehen, für seine Kunst einen (Präsentations-)Raum suchen zu müssen. Die Möglichkeit eines mobilen Raums, ähnlich einer nomadischen Behausung, trägt das Potential für die weitere Erschließung anderer Orte, sowie des Raums durch andere KünstlerInnen in sich.

White Cube als (Ver-)Handlungsraum

In einer Ausstellungssituation wird der Präsentationsraum (White Cube) mit Kunst gefüllt, mit der die BetrachterInnen in Verhandlung treten können. Der als Freiraum konzipierte Ort wird somit durch die Verwendung als Handlungsraum zu einem Ort, an dem Wirklichkeitsvorstellungen verhandelt werden – der Verhandlungsraum.